-ÜBERLEGUNGEN, ANALYSEN-
… SONDERN EIN KAPITALISTISCHER STAAT, IN DER FORM DES STAATSKAPITALISMUS, MIT DEM ZIEL KAPITAL UND REICHTUM ANZUHÄUFEN.
Mit Aufsehen erregenden Titeln der chinesischen Kultur wie “Leben!”, “Der Mann, der sein Blut verkaufte”, “Die sieben letzten Tage”, “China in 10 Wörtern”, “Cries in the Drizzle” und “Brüder”, legt Yu Hua in seinen Werken den Akzent vor allem auf das, was er als Dysfunktionen ,als “Verzerrungen” des chinesischen Systems ansieht. Aus diesem Grund hat der Schriftsteller Yu Hua in China Erfolg.
Jetzt ist sein neuestes Buch erschienen: “Mao Tse-Tung ist verärgert”.
In diesem neuen Werk vergleicht Yu Hua das heutige China mit dem der Vergangenheit. Er beobachtet, dass das Land nicht mehr das “wahre” China ist, wie zu Zeiten Maos. Jetzt breitet sich die Korruption aus, die Umweltverschmutzung ist kaum mehr aufzuhalten, der chinesische Präsident Xi vereinigt alle Macht auf seine Person und es bleibt kein Raum mehr für Abtrünnige, die illegalen Abtreibungen werden immer häufiger wie auch die erzwungenen Abbrüche von Häusern; der Patriotismus ist verschwunden und hat Platz geschaffen für das Lechzen nach Geld. Außerdem typisch für die einheimische Kultur prangert der Schriftsteller an, dass die Chinesen es sich nicht einmal mehr erlauben können, Gräber zu erstehen. Yu Huas Schlussfolgerung ist eklatant: “Wenn Mao wüsste, was aus China geworden ist, wäre er dermaßen verärgert, dass er selbst als erster verlangen würde, sein Portrait vom Tian’anmen Platz zu entfernen”.
Der Schriftsteller ist überzeugt davon, im Kommunismus zu leben, und leidet deshalb so arg, wenn er die “Verzerrungen seines” China sieht und beschreibt. Er beschwört die guten alten Zeiten herauf, möchte, dass die wahren “Kommunisten” wieder an die Regierung kommen und sie sich dementsprechend benehmen, wie er meint, dass es in der Vergangenheit gewesen sei.
Im Gegensatz zu Yu Hua bezweifeln heutzutage immer mehr Leute in China, dass der “Kommunismus” noch existiert. Wir Marxisten sind hingegen seit jeher sicher, dass es in China keinen “Kommunismus” gibt und nie gegeben hat. Schon zu Zeiten von Maos Revolution existierte er nicht. Wir Kommunisten haben seine Revolution schon von Anfang an für eine “demokratisch bürgerliche Bauernrevolution” erklärt, aber auf keinen Fall “kommunistisch”.
Die Marxisten von “Lotta Comunista” analisierten die Situation in China 1967 folgendermaßen: “Wohin geht China? … die aktuellen Ereignisse in China bestätigen die marxistische Analyse, die seit einiger Zeit vom Verlauf der bürgerlichen Revolution in China gemacht wurde”, um dann so fortzufahren: “Der Maoismus, auf seine Essenz reduziert, ist nichts anderes als die Ideologie der kapitalistischen Entwicklung unter den besonderen Umständen in China”. Klarerweise keine marxistische Erklärung von proletarischer Revolution in China.
Denn der Zweck der Revolution die Mao Tse-Tung und seine Partei in China angeführt haben war es, auch wenn sie sie als “kommunistisch” deklariert hatten nicht, den Kommunismus mit der Verteilung der Güter und der Abschaffung von Kauf-Verkauf und somit des Profits anzustreben, wie in einer kommunistischen Gesellschaft, sondern die Bauern der riesigen chinesischen Nation vom Feudalismus der Großgrundbesitzer zu befreien, um sie, durch eine auf Kooperativen ausgerichtete Aufteilung des Bodens in eine moderne bürgerliche Wirtschaft zu überführen. Mit anderen Worten, nach der Revolution der chinesischen Bauern,
durch die diese nun Besitzer des Bodens geworden sind, können sie das Land für sich selbst bearbeiten, die Produkte, die sie daraus gewinnen frei verkaufen und handeln um daraus Profit zu ziehen. Eine Situation genau wie in jeder anderen normalen bürgerlichen Ökonomie.
Sicherlich ein bemerkenswerter historischer Schritt nach vorn für eine Nation, aber keinesfalls “kommunistisch”, wie man vorgab.
Praktisch genommen haben Mao und seine Partei auf dem enormen chinesischen Markt eine Phase der kapitalistischen Entwicklung eingeläutet und den Grundstein für eine industrielle Entwicklung gelegt, die dann auch statt gefunden hat und heute Realität geworden ist.
Was man allerdings unterstreichen kann ist, dass die Eigenschaft der Entwicklung des chinesischen Staatskapitalismus sehr außergewöhnlich war. In dem Sinne, dass es sich in China um eine bürgerliche Revolution handelte, die von einer Partei nach stalinistisch-nationalistischem Vorbild angeführt wurde, die sich fälschlicherweise als “kommunistisch” bezeichnete, und bei der alle Elemente der Entwicklung von Anfang an von gesellschaftlichen und folkloristischen Merkmalen begleitet wurden, die dem pseudo-Sozialismus eigen sind. D.h. jedes Ereignis wurde als Entwicklung und Sieg des “Sozialismus” oder “Kommunismus” begrüßt und gefeiert. Mit dieser Eigenheit (oder besser diesem Betrug) konnten die proletarischen und bäuerlichen Massen leicht in die bürgerliche Entwicklung einbezogen werden, unter minimalem Protest und maximaler Ausbeutung.
Die “Verzerrungen”, und die “Widersprüche”, die Yu Hua heute so schmerzlich beschreibt, bestätigen, dass das chinesische System nichts anderes als kapitalistisch ist. Nicht mehr und nicht weniger, denn es handelt sich um ein Land, dass sich offensichtlich um den Profit dreht.
Yu Hua träumt in seinen Büchern, in denen er laut Kritik übt, von einer Rückkehr zu Vergangenem und fordert dazu auf. Das ist ganz klar eine Utopie. Das wäre wie die Hoffnung Europa könne zur Renaissance oder Amerika zum Wilden Westen zurückkehren. Auch Yu Hua wird sich mit den Widersprüchen des bürgerlichen Systems abfinden müssen. Mehr noch: Er wird feststellen müssen, dass sich die Widersprüche mit der imperialistischen Entwicklung des mächtigen Staatsbürgertums, das das Land regiert, weiter zuspitzen werden.
Wenn Yu eine bessere, eine andere Gesellschaft will, muss er sein politisches Konzept völlig ändern. Dann muss er auf marxistische Position umsteigen. Allerdings die wirklichen, nicht die national-stalinistischen des chinesischen Staatsestablishments. Dann muss er lernen, was der wirkliche Kommunismus ist und wie man sich zu organisieren hat, um eine wirklich andere überlegene Gesellschaftsform zu erreichen.