“Aber, was ist Europa
eigentlich wirklich?“
“Warum geht ihr nicht Wählen?“
“Aber, was ist Europa
eigentlich wirklich?“
Europa: Union der europäischen Bürgertümer.
Die Europäische Union wird als Vereinigung der europäischen Völker präsentiert: nichts liegt dem ferner!
Die Europäische Union ist die Notwendigkeit der europäischen Unternehmertümer sich miteinander zu vereinen um der Konkurrenz anderer mächtiger Großbürgertümer die Stirn bieten zu können. 1951, als sich in Europa die “EGKS” bildete, also das Abkommen, das die “Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl” einrichtete, war das Ziel des europäischen Unternehmertums mit den Vereinigten Staaten konkurrieren zu können. In der Zwischenzeit hat sich die Lage bedeutend verändert, und heute sehen sich die europäischen Bürgertümer auch einem anderen wirtschaftlichen Giganten gegenüber, den es zu schlagen gilt: China. Und weitere große Unternehmertümer erscheinen am Horizont: Indien, Brasilien, Indonesien, usw.
In diese bürgerlichen Operationen der Vereinigung (und des Kampfes) werden die Arbeiter (die nichts gewinnen können) unvermeidlich hineingezogen und mitgerissen: pro oder kontra. Gestern in sogar 2 Weltkriege, heute in die Union.
Die Entwicklungsphase der Europäischen Union ist nach dem konstituierenden Maastrichtabkommen, das vor 25 Jahren unterzeichnet wurde, weiterhin in starker Verzögerung und die definitive Erfüllung scheint immer noch ziemlich weit entfernt.
Der Grund dafür, dass die EU nicht völlig
erreicht ist, liegt unserer Ansicht nach darin, dass das mächtige amerikanische Bürgertum, das den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat, dies nicht zulässt. Im Kampf unter den mächtigen Bürgertümern
der Welt, in dem was sich momentan als zukünftiger Kampf gegen das übermächtige chinesische Bürgertum und seinen BRICS Verbündeten (Brasilien, Indien, Russland und Südafrika) profiliert, braucht
das amerikanische Unternehmertum sicher Verbündete wie die Europäer und die Japaner (die schon durch die NATO Verbündete sind). Aber die Amerikaner wollen unserer Ansicht nach bei dieser
Organisation des zukünftigen Kampfes, in dieser Allianz mit den europäischen Bürgertümern und dem Japans, die führende und mitreißende
Rolle, die sie schon seit der Nachkriegszeit in der NATO spielen, behalten. Und eine endgültig vereinte, starke Europäische Union, mit einer eigenen Regierung
und einem eigenen vereinten Heer würde diese Führungsrolle der USA innerhalb der Koalition sicherlich in Frage stellen. Deshalb lässt das amerikanische Bürgertum eine “schwache” Europäische
Union, die lediglich eine Währungs- und Finanzvereinigung ist (was die USA nicht sonderlich behindert) zu, aber erlaubt sicher (zumindest im jetzigen Moment) keine politische, und schon gar
keine militärische Union.
“Warum geht ihr nicht Wählen?“
Parlament, Werkzeug des Bürgertums, um das Proletariat zu kontrollieren. Taktische Enthaltung.
Das Großbürgertum der Industrie und Banken, das eine sehr kleine Minderheit der Bevölkerung stellt, nämlich 1%, hat ein riesiges Problem die große Masse des Proletariats, das in einigen Nationen sogar bis zu 85% der aktiven Bevölkerung stellt, zu kontrollieren.
Um diese enorme Kontrolle zu ermöglichen braucht es angemessene Werkzeuge. Die Medien, also die Zeitungen und die Fernsehsender und dann noch die Schulen, die Universitäten, der Klerus, usw. erfüllen diese Aufgabe hervorragend. Aber das allerbeste, das Werkzeug überhaupt, ist das Parlament.
Das Parlament dient dem Unternehmertum, um dem Proletariat den Eindruck zu verschaffen, mittels der Stimmabgabe über das politische und wirtschaftliche Geschehen im Land entscheiden zu können, eine Rolle zu spielen.
Der Trick, das Zauberkunststück der Reichen im Gebrauch dieses Werkzeuges liegt darin, den Arbeiter unter einem breiten Angebot von Parteien wählen zu lassen, von denen der Arbeiter wenig weiß oder nur glaubt etwas zu wissen. Parteien, die allerdings direkt oder indirekt und auf versteckte Weise für das Unternehmertum arbeiten und nur so tun, als würden sie untereinander polemisieren. Nach den Wahlen hat der Arbeiter, der die Parlamentarier gewählt hat, keine Möglichkeit mehr sie zu kontrollieren, da sie 4 oder 5 Jahre im Amt bleiben und nicht abgerufen werden können. So können die Parteien, abgekoppelt von ihren Wählern, den Anweisungen und Interessen der reichen Unternehmer folgen, von denen sie direkt oder indirekt abhängig sind, und jedwede dahingehende Entscheidung treffen.
Der Arbeiter, überzeugt davon, entscheidend gewesen zu sein, spielt in Wirklichkeit überhaupt keine Rolle. Ihm ist nur etwas vorgemacht worden um ihn dazu zu bringen eine Wahl zu treffen, die mit seinen eigenen Interessen eigentlich gar nichts zu tun hat.
Man kann allerdings feststellen, dass immer mehr Arbeiter sich instinktiv dieser Diskrepanz, dieser Täuschung bewusst werden, und wie in den Jahrzehnten die Anzahl der Wahlbeteiligung immer weiter zurückgeht.
Welche Position müssen wir als revolutionäre Partei beziehen in Bezug auf dieses sehr ausgeklügelte Werkzeug des Bürgertums?
Können wir es (abgesehen von den anderen Organisationssystemen, über die wir verfügen, um die Partei weiter zu entwickeln) benutzen, indem wir ins Parlament einziehen und es als weitere Hilfe zur Weiterentwicklung der Partei auszunutzen? Können wir es als “ Lautsprecher” zur Verbreitung unserer kommunistischen Ideen benutzen? Mit anderen Worten, könnte man im vollen Bewusstsein, dass das Proletariat und die revolutionäre Partei mit dem Parlament nichts erreichen können, es dennoch als Echo ausnutzen, damit die kommunistischen Ideen so viele Arbeiter wie nur möglich erreichen, so wie es die Bolschewiken und die revolutionären deutschen Sozialdemokraten getan haben, und wie Lenin in der 3. Internationalen geraten hatte.
Oder sollte man dem Parlament fern bleiben?
Für uns hängt die Wahl von der Situation ab, in der man sich befindet und arbeitet.
Zu Zeiten von Marx und seinen Sozialdemokraten und von Lenin und seinen Bolschewiken waren revolutionäre Parteien illegal und neben den internen organisatorischen Systemen zur Entwicklung der Partei, konnte die "Hilfe" , das Parlament in diesen Momenten strikter Illegalität als “Lautsprecher” zu gebrauchen, sicher sehr nützlich sein zur Verbreitung der kommunistischen Ideen.
Aber heutzutage hat sich die Situation diesbezüglich bedeutend geändert und die revolutionären Parteien müssen, zumindest in unseren Nationen, nicht mehr im Untergrund oder fast illegal operieren, und die Entwicklung der revolutionären Parteien ist problemlos möglich, auch ohne ins Parlament einzuziehen und es auszunutzen.
Als revolutionäre Partei heutzutage ins Parlament einzuziehen bringt ein großes Problem mit sich: im Parlament vertreten zu sein und es gleichzeitig als wirkungsvolles Werkzeug des Bürgertums gegen die Proletarier anzuklagen scheint und bleibt in den Augen des Arbeiters ein starker Widerspruch. Ein starker Widerspruch, der im Kopf derer, die verstehen und sich uns anschließen wollen, um gegen den Kapitalismus zu kämpfen und eine höhere Gesellschaftsform zu erreichen, eine bedenkliche Konfusion schafft. Konsequenterweise außerhalb des bürgerlichen Werkzeuges Parlament zu bleiben ist also in den Augen jener, die gegen das System sind, logisch und klar. Und dies erleichtert es, sich denjenigen zu nähern und die auszubilden, die sich gegen das System einsetzen wollen.
Die normalen Entwicklungsmethoden der revolutionären Partei anzuwenden, die auch von den Sozialdemokraten und den Bolschewiken angewandt wurden, und gleichzeitig den heiligen Hallen des Parlaments fernzubleiben, ist in diesem Moment und in dieser Situation, unserer Meinung nach, die beste und wirksamste politisch-taktische Entscheidung.
Und die aktuelle, groß angelegte revolutionäre und außerparlamentarische Lotta Comunista in Italien , die mit viel Erfolg konsequenterweise die organisatorischen Systeme und den Absentismus gebraucht, beweist, dass diese Entscheidung funktioniert. Eine Wahl, die es der kleinen Gruppe von Gründungsmitgliedern der Lotta Comunista in den 50er Jahren erlaubte, sich auf der gesamten italienischen Halbinsel auszubreiten, und im 3.Jahrtausend auch Zirkel in Europa zu eröffnen.
Auch für uns ist das Fernbleiben die beste, konsequenteste, erfolgreichste Alternative, die wir wählen konnten.