Der Zerfall der Sowjetunion stürzte die Ukraine in eine tiefe ökonomische Rezession, in der das Land in den 1990er Jahren 59% der Wirtschaftskraft, gemessen am BIP (Bruttoinlandsprodukt), verlor. Erst im Jahre 1999 konnte die Ukraine sich teilweise erholen und ein positives Wirtschaftswachstum von 5,6% verzeichnen. Jedoch entwickelten sich die einzelnen Regionen der Ukraine unterschiedlich schnell.
Von der 24 Regionen der Ukraine machen die Metropolwirtschaften Kiew und Kiewer Region und die vier östlichen Industrieregionen Donezk, Dnipropetrowsk, Charkiw und Saporischschja zusammen über die Hälfte der ukrainischen Wirtschaftsleistung aus.
Die Fragmentierung des Wirtschaftsraums in landwirtschaftliche Produktion im Zentrum und Westen, sowie Industrie im Osten und Südosten der Ukraine, ist ein Erbe aus sowjetischer Zeit. Ebenso erbte die Ukraine ihre Handelspartner. 2010 war Russland der wichtigste Handelspartner, 26 % aller ausgeführten Waren, wie Maschinen, Motoren und Anlagen, Züge, Straßenbahnen, Metalle und Chemikalien gingen dorthin. Der Anteil der Exporte in die gesamte GUS (Gemeinschaft unabhängiger Staaten) betrug 36 %. Importiert wurden Energieträger, die Pipeline „Bruderschaft“ (russisch Братство, Bratstvo)versorgte die Ukraine mit russischem Erdgas und schaffte eine florierende Industrie. Die Ukrainische Wirtschaft war bis dato fest eingebunden in der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft, die sich aus den Ländern der GUS zusammensetzte.
Assoziierungsabkommen und Machtwechsel
Der starke Fokus der ukrainischen Wirtschaft auf den postsowjetischen Raum, mit den bestehenden Handelsbündnissen, schirmte den ukrainischen Markt weitestgehend vor den westlichen Akteuren ab. Um die Handelshemmnisse abzubauen, Standards und rechtliche Rahmenbedingungen anzugleichen bereitete die EU ein Assoziierungsabkommen mit der Ukraine vor. Neben wirtschaftlicher Zusammenarbeit sollte die Ukraine sich auch politisch der EU angleichen und damit die Basis für einen Eintritt in die EU schaffen. Viktor Janukowytsch hatte während der Zeit der geplanten Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens das Amt der Präsidenten bekleidet. Trotz anfänglicher Unterstützung des Abkommens mit der EU, hat Janukowytsch, kurz vor der Einführung, das Assoziierungsabkommen, am 21. November 2013, ausgesetzt. Diese sehr überraschende Kehrtwende gilt als Auslöser für die heftigen Maidan-Proteste in Kiew, die letztendlich in einen Putsch mündeten und die bestehende, Russland-orientierte Regierung durch eine Pro-EU Regierung, am 26. Februar 2014, ersetzten. Die russische Antwort auf den Machtwechsel folgte sofort, durch die Annexion der Krim und den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ostukraine (Donbass
Region, besonders Donezk und Lugansk). In der Donbass Region bekämpfte die ukrainische Zentralregierung die separatistischen Bewegungen, die von Russland unterstützt worden sind. Zahlreiche Fabriken im Donbass gerieten so unter die Kontrolle der Separatisten oder wurden zerstört.
Der ukrainische Außenhandel wurde daraufhin grundlegend umstrukturiert. Durch neu eingeführte Handelsbarrieren und Sanktionen wurde der Handel mit Russland stark reduziert, der Export in die GUS sank 2016 um 48 %. Gleichzeitig wurde der Ukraine bereits im Juni 2014 einen weitgehend zollfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt gewährt, was einem Anstieg des Exports in die EU um 7 % (2016) zur Folge hatte, Tendenz steigend.
Kampf um Märkte
Am Beispiel der Ukraine erkennen wir die Strategien und Methoden der beiden Interessensgruppen EU und Russland. Die EU bedient sich Ihrer „Soft-Power“, d.h. sie versucht über Diplomatie, internationale Institutionen, Medien und Meinungsbildung, Kultur und zudem durch wirtschaftliche Anreizenden Markt der Ukraine zu erschließen, und das mit Erfolg. Russland hingegen schaffte es mit seinen nichtmilitärischen Mitteln nicht die Ukraine in seiner Einflussspähre zu behalten, weshalb Russland auf seine zurückgreifen musste. Russland setzte militärische Mittel ein, um die Halbinsel Krim zu Annektieren und den Donbass zu kontrollieren. Es folgte 8 Jahre Krieg im Donbass zwischen der Ukraine und den Separatisten im Donbass. Dieser Krieg eskalierte im Februar 2022 zwischen der Ukraine und Russland, mit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine, und breitete sich auf das gesamte Land aus, konzentrierte sich jedoch in den östlichen Regionen.
Wirtschaftliche Interessen der Kapitalisten sind die Gründe dieses Krieges. Krieg ist nur eines von vielen politischen Mitteln der Kapitalisten, ihre Interessen durchzusetzen. Tot und Elend für die Proletarier sind die Folgen.
De. Pu.